Wie merkt man sich Vogelstimmen?

Viele Vögel haben merkwürdige Namen. Entweder ist es eine besondere Verhaltensweise oder es ist die Lautäußerungen, die bei der Namensgebung Pate stand. Einige Arten „singen“ ihren Namen. So heißt der Distelfink (Carduelis carduelis) auch Stiglitz. Distelfink wird er genannt, weil er mit seinem Schnabel besonders gut Distelsamen herauspicken kann. Und flüstert man „stig’litz“ etwas lauter, dann kommt das dem Gesang des Stiglitz ziemlich nah. Beim Kuckuck, Uhu und Zilpzalp ist es noch einfacher. Deutlicher als der auch Weidenlaubsänger genannte Zilpzalp kann man den eigenen Namen nicht vortragen.

Bei etwas komplizierteren Gesängen kann man sich mit einprägsamen Merksätzen helfen. Für den Buchfink (Fringilla coelebs) gibt es je nach Region viele solcher Volksmundverse, z.B. „Herr, Herr Offizier, her mit dem würzigen Bier“. Die Singdrossel (Turdus philomelos) erkennt man im frühen März an der Wiederholung aller möglichen Namen: „Edit, Edit, Edit – bis bald, bis bald, bis bald – …“, wobei man fast jeden zweisilbigen Namen verwenden kann.

Um Vogelstimmen aus dem Vogelkonzert herauszuhören, ist sowohl Geduld als auch ausdauernde Wiederholung erforderlich. Am besten beginnt man mit einem Kammerkonzert. Das findet bereits im ausgehenden Winter statt. Die Anzahl der anzutreffenden Arten ist noch überschaubar und das fehlende Laub an Bäumen und Büschen erlaubt meist einen Blick auf den rufenden Vogel. Neben den bei uns anzutreffenden Meisen (Kohlmeise, Blaumeise, Sumpfmeise, Tannenmeise) sind die Finken (Buchfink, Grünfink, Dompfaff und Distelfink) wie auch Rotkehlchen und Schwarzdrossel gesanglich schon aktiv. Im zeitigen Frühling kommen dann Singdrossel, Goldammer und Zilpzalp hinzu. Und bis Ende April/Anfang Juni wird das Orchester durch weitere Rückkehrer komplettieren.

Eine ganze Sammlung vermenschlichter Vogelrufe und -gesänge kann man im Buch von Klaus Philipp, „Vogelstimmen an Volksmundversen erkennen“, 2004 nachlesen.