Der stumme Frühling naht

Selten wurde so häufig das Fehlen der Vögel beschrieben wie in diesem Jahr 2017. Die wahrscheinlich hauptsächliche Ursache ist der Rückgang der Insekten. Das fällt inzwischen fast jedem Autofahrer auf, der kaum noch die Windschutzscheibe säubern muss und ist inzwischen als ‘Windshield Phenomenon’ bekannt. In früheren Jahren war die Scheibe nach einer schnellen Fahrt übersät von diesen Verkehrstoten. Der Rest der Wirkungskette ist schnell erzählt. Die Vögel, die am Ende der Nahrungskette stehen, sind die für uns am schnellsten wahrnehmbaren Anzeiger, dass sich draußen – insbesondere in den letzten Jahren – mehr verändert hat. Seit 1982 soll sich der Insektenbestand um 80 % reduziert haben. Man mag diese Werte anzweifeln. Aber wenn es auch nur 50 % sind so ist dieser Rückgang von einer Größenordnung, den wir an vielen anderen Stellen noch spüren werden. Bald werden die Bestäuber fehlen und die Ernten fallen schlechter aus oder diese Bestäubungsleistung wird durch Menschen erledigt. Hier kann man nach China schauen, wo Blütenpollen zentelgrammgenau abgewogen und dann mit Pinselchen auf die Blüten gebracht werden. Vielleicht gilt auch hier: weniger (landwirtschaftlich bewirtschaftete Fläche) ist mehr (Ertrag). Noch sind die meisten Landwirte noch nicht zu dieser Einsicht gelangt aber das wird sich ändern.

Jetzt im kommenden Winter können wir Standvögeln wie den Wintergästen etwas dabei helfen, durch den Winter zu kommen. Neben Futter sollte auch eine Tränke bereitstehen. Idealerweise ist die Tränke für die ganz kalten Tage frostsicher (wen es interessiert: wir haben eine Bauanleitung). Wenn dann im Frühling die Zugvögel wieder zurückkommen – hoffentlich ohne über Malta, Zypern, dem Libanon oder in Ägypten abgeballert  zu werden – werden wir sehen, wie stumm der Frühling geworden sein wird.

Es gibt aber auch Mitmenschen, die sich freuen würden, wenn der Kuckuck nicht mehr „schreit“. Für viele andere wäre diese Grabesruhe im Frühling eine furchbare Vorstellung.